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Nahost-Konflikt: Gestrandet in Bethlehem
Aus 10 vor 10 vom 30.04.2024.
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Krieg in Gaza «Ich wünsche keiner Mutter, dass sie diesen Schmerz erleben muss»

Mutter Awatef und Sohn Naeem haben im Gaza-Krieg ihre ganze Familie verloren und sind nun wegen des Kriegs in Bethlehem gestrandet.

Bethlehem im vom Israel besetzten Westjordanland ist eigentlich weit weg vom Gazakrieg. Doch hier treffen wir die Palästinenserin Awatef Abu Daher aus Gaza. Sie hat eine Odyssee hinter sich – und in den letzten Monaten schier Unvorstellbares erlebt.

Drei der vier Kinder von Awatef wurden im Krieg getötet. Geblieben ist ihr, die seit zehn Jahren verwitwet ist, nur ihr 9-jähriger Sohn Naeem: «Es fällt mir immer noch schwer, über das, was passiert ist, zu sprechen», sagt sie und kann die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Leben liegt in Trümmern

Awatefs Kinder waren bei ihrer Schwester zuhause, im Flüchtlingslager Al-Maghazi in der Mitte des Gazastreifens, als Israel dieses Anfang November im Krieg gegen die Hamas bombardierte. «Es war ein Wohnblock mit Nachbarn. Alle sind gestorben an diesem Tag», erzählt Awatef.

Ein Bild von einem zerstörten Wohnblock. Menschen stehen vor dem Gebäude.
Legende: Israel hat Anfang November im Kreig gegen die Hamas das Flüchtlingslager Al-Maghazi im Gazastreifen bombardiert. SRF

Das Leben von Awatef Abu Daher liegt in Trümmern. Nicht nur wurden ihre drei Kinder Obaida, Mais und Minna bei der Bombardierung getötet. «Ich wünsche keiner Mutter der Welt, dass sie den Schmerz erleben muss, den ich erlebt habe», sagt sie. «Dafür bete ich, weil es ein unbeschreiblicher Schmerz ist.» Auch weitere Verwandte kamen im Krieg ums Leben und auch ihr Haus in Gaza wurde zerstört.

Unterschlupf in Bethlehem

Awatef und ihr Sohn Naeem können derzeit nicht nach Gaza zurück. Sie haben vorübergehend in der Stadt Bethlehem Unterschlupf gefunden. Naeem kam mit einem Herzfehler zur Welt, brauchte deshalb schon diverse Operationen. Im Kinderspital Bethlehem, das auch mit Unterstützung aus der Schweiz betrieben wird, wird er im Moment kostenlos medizinisch betreut.

Naeem und seine Mutter sind im Kinderspital. Ein Arzt hört mit einem Stethoskop den Herzschlag ab.
Legende: Der herzkranke Naeem erhält im Kinderspital Bethlehem momentan medizinische Betreuung. SRF

Naeems Herzfehler war es auch, der Mutter und Sohn wohl das Leben gerettet hat. Weil die komplexe Behandlung in Gaza nicht möglich war, reisten Awatef und Naeem im letzten Herbst nach Israel – dank der Unterstützung einer amerikanischen Hilfsorganisation.

Dann kam der 7. Oktober, der Hamas-Angriff, der Krieg. Das Leben von Awatef und Naeem veränderte sich auf einen Schlag. In Israel bleiben durften sie nicht und zurück nach Gaza konnten sie nicht – schliesslich landeten sie in Bethlehem.

Rückkehr nach Gaza nicht möglich

Neben Naeem werden im Kinderspital Bethlehem noch sechs weitere Kinder und deren Familien aus Gaza unterstützt – nicht nur medizinisch. «Wir versuchen, den Familien zur Seite zu stehen, damit sie das Erlebte verarbeiten können. Wir hören ihnen zu, wenn sie über ihren Schmerz sprechen. Lassen sie wissen, dass sie nicht allein sind», sagt Sozialarbeiterin Lina Rahil, die sich um die Familien kümmert.

Ein Bild von Lina Rahl während einem Interview mit SRF.
Legende: Die Sozialarbeiterin Lina Rahil kümmert sich um die Familien. SRF

Die Hilfe in Bethlehem gibt Awatef Halt. Fürs Erste haben sie und Naeem eine Bleibe in Bethlehem. Doch für wie lange, weiss sie nicht. Zurück nach Gaza können sie kaum – auch nach dem Krieg nicht. Denn die Gesundheitsversorgung ist weitgehend zerstört worden.

Awatef hält die Hand von ihrem Sohn Naeem. Sie laufen gemeinsam auf einem Gehweg zum Spital.
Legende: Awatef und Naeem können fürs Erste in Bethlehem bleiben. Für wie lange ist jedoch ungewiss. SRF

Für die Zukunft hat Awatef vor allem einen Wunsch: «Ich wünsche mir Frieden. Ich wünsche mir für Naeem ein ruhiges und stabiles Leben. Und ein Ort, an dem er behandelt werden kann, falls er Operationen oder sonst etwas braucht.»

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Aus dem Archiv: Gaza – Schauplatz einer humanitären Katastrophe
Aus Rundschau vom 17.04.2024.
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10 vor 10, 30.04.2024, 21:50 Uhr

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